6. GIS-Analyse und Besucherzählung

Überblick über das Kapitel: Geoinformationssysteme (GIS) bieten die Möglichkeit, eine Vielzahl an Informationen in einen räumlichen Bezug zu setzen und zu visualisieren. Wenn Sie vorhandene Daten sammeln und gegebenenfalls mit eigenen Daten ergänzen, können Sie zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen und helfen, die Ursachen und Auswirkungen von bestehenden Konflikten zu erkennen. Besucherzählungen liefern wiederum wichtige Daten über die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. So können touristische Hotspots oder stark frequentierte Bereiche identifiziert werden, die helfen, die Auswirkungen des Tourismus zu verstehen. Zählungen sind die Grundlage, um datengestützte Entscheidungen treffen zu können, beispielsweise, um die Infrastruktur entsprechend anzupassen oder Besucherströme zu lenken, um eine Überlastung der Umwelt zu vermeiden.
In diesem Kapitel besprechen wir zunächst einige grundlegende Fragen wie die Wahl des Datenmaterials ein (Abschnitt 6.1), bevor wir auf drei Anwendungsbeispiele ausführlicher eingehen: die Analyse von Routenempfehlungen (Abschnitt 6.2), die Analyse von Heatmaps (Abschnitt 6.3) und die Analyse all dessen, was links und rechts des Weges zu sehen ist (Abschnitt 6.4). Im Abschnitt 6.5 erläutern wir die wichtigsten Überlegungen zur Auswertung von Besucherströmen und zum Schluss geben wir Empfehlungen zu weiterführender Literatur (Abschnitt 6.6).

6.1 Allgemeine Aufnahme der Infrastruktur

Als Grundlage für jegliche Analyse und Darstellung ist die Aufnahme von Basisdaten wie Wegenetz, topografische Karten sowie bedeutender Infrastruktur sinnvoll. Das sollte für Sie am Anfang der GIS-Arbeit stehen. Zu den Basisdaten gehört auch eine klare Abgrenzung des Projektgebiets. Da die Basisdaten häufig für geografisch sehr große Gebiete vorliegen, hilft es, wenn Sie Ihre Konfliktregion eingrenzen, um die Datenmengen zu reduzieren und damit Aufwand, Kosten, Speicher- und Rechenkapazität einzusparen. Wenn Sie ein Gebiet definieren, legen Sie zugleich fest, für welchen Raum Sie mit der Analyse Aussagen treffen können. Übrigens können auch Luftbilder zur Visualisierung hilfreich sein.
Eine große Menge unterschiedlicher Daten ist über Landesportale oder die regionalen Behörden und Verbände zugänglich und kann mit frei verfügbaren Programmen wie QGIS oder FreeGIS bearbeitet werden. Die Bearbeitung dieser Daten in einem GIS ist jedoch eine komplexe Tätigkeit, die zumindest ein solides Grundwissen und Erfahrung mit Geoinformationssystemen voraussetzt. Die produzierten Karten hingegen können anschließend leicht von einem breiteren Publikum genutzt und interpretiert werden. 
In Abhängigkeit vom Konflikt können ganz unterschiedliche Datengrundlagen notwendig oder hilfreich sein und auch verschiedene Analysen und Visualisierungen zur Aufarbeitung beziehungsweise Lösung beitragen. Im Folgenden beschreiben wir daher verschiedene exemplarische Vorgehensweisen, die wir im Rahmen des „Wir im Wald”-Projektes in unseren Fallregionen angewendet haben.
In der Fallregion Rangsdorf (Landkreis Teltow-Fläming) haben wir die Basisdaten (topografische Karte mit Wegenetz und Landschaftsinformationen etc.) mit unseren projektspezifischen Informationen wie Befragungspunkten, Zählschleifen sowie Schranke und Mülleimer ergänzt. (Quelle: Wir im Wald)

6.2 Routenanalyse mit Outdoor-App

Daten zu beliebten Routen für Wandernde, Radfahrende, Skifahrende oder andere Erholungssuchende liefern die bekannten Outdoor-Apps. Als Marktführer hat sich Komoot etabliert, aber auch andere Apps liefern wertvolle Informationen zu Angeboten und Nutzungshäufigkeit (Outdoor Active, Strava, …) für diverse Outdooraktivitäten.
Da diese Apps bei den Routenvorschlägen auch die Beliebtheit berücksichtigen, liefern diese Anwendungen eine interessante Grundlage, um die Nutzungsintensität auf bestimmten Wegen zu ermitteln.
In der Fallregion Freiburg haben wir den Konflikt zwischen Wandernden und Radfahrenden untersucht. Konflikte treten dort schwerpunktmäßig bei der gleichzeitigen Nutzung von Wegen auf, insbesondere wenn die Wegbreite das aneinander Vorbeikommen erschwert (Wege unter 0,5 Meter Breite) und es sich nicht um explizit ausgewiesene Mountainbike-Trails handelt.
Die führenden Outdoor-Apps nutzen als Datengrundlage OpenStreetMap (OSM). Somit können die Outdoor-Apps auch nur die Informationen berücksichtigen, die ihnen von OSM zur Verfügung gestellt werden, und dies beeinflusst dann auch die Genauigkeit der Aussagen. In der Fallregion Freiburg haben wir überprüft, in welcher Detailschärfe Informationen zur Wegbreite vorliegen. In diesem Fall lagen bei rund einem Drittel der Wege keine genauen Informationen zur Wegbreite vor, was zu einer gewissen Unschärfe der Ergebnisse geführt hat. Wollen Sie also diese Aussagen präziser treffen, müssen die vorliegenden Daten mit eigenen Erhebungen ergänzt werden. Das können Sie aufwendig flächendeckend tun oder – basierend auf ersten Analysen des Wegenetzes – an potenziell kritischen Stellen wie Wegkreuzungen oder auf Routen, die für mehrere Sportarten empfohlen werden. Um solche Stellen zu ermitteln, haben wir Überschneidungen und Kreuzungen von Rad- und Wanderwegen recherchiert. Wir haben dazu die jeweils zwölf beliebtesten Mountainbike und Wanderrouten auf Komoot herausgesucht, die Routen heruntergeladen und in das GIS eingespielt (siehe Karte).
Die Karte zeigt die beliebtesten Routenempfehlungen für Wandern und Mountainbike. Man erkennt recht schnell, wo sich die Routen in Orange und Blau kreuzen und wo sie denselben Weg nutzen. (Quelle: OpenStreetMap)
Wenn Sie solche Konfliktzonen systematisch erarbeiten und in einer Karte darstellen, kann das die Grundlage für weiterführende Gespräche sein. Es wird klar und deutlich, worum es geht, und alle Konfliktbeteiligten können gemeinsam an möglichen Lösungen arbeiten. Bei einem gemeinsamen Waldspaziergang oder auch im Rahmen einer Besprechung (siehe Kapitel 3) können Sie die kritischen Punkte genau benennen, vielleicht sogar vor Ort ansehen – und darüber diskutieren, ohne in allgemeine Diskussionen abzuschweifen. Sie können konkrete Lösungsansätze entwickeln und besprechen, wie beispielsweise Hinweisschilder, Maßnahmen zur gezielten Wegführung oder dem Ausbau von Wegen. 
Frage, die GIS ebenfalls beantworten kann, sind:
Wie viele Strecken laufen parallel/überschneiden sich?
Wie viele Kilometer Überschneidung gibt es hier?
Wie breit sind die Wege, bei denen es Überschneidungen gibt?
Die hier unternommenen Routenanalysen mit Outdoor-Apps ergänzen die allgemeine Aufnahme der Infrastruktur (Abschnitt 6.1) dahingehend, dass man erste Anhaltspunkte bekommt, welche Bereiche der vorhandenen Infrastruktur am intensivsten genutzt werden. Um noch aussagekräftigere Informationen über die Aktivitäten im Wald und damit den Nutzungsdruck auf die Erholungsressource Wald sowie potenzielle Konfliktfelder zwischen verschiedenen Nutzungsgruppen zu bekommen, kann man mit Heatmaps eine Darstellung der tatsächlichen erholungsbasierten Aktivitäten im Wald wählen. 

6.3 Heatmaps

Eine Heatmap ist eine Technik zur Datenvisualisierung, bei der Datenwerte durch Farben dargestellt werden, sodass Muster und Trends schnell und intuitiv erkannt werden können. Heatmaps verwenden eine Farbskala, wobei häufig wärmere Farben (wie Rot) höhere Werte und kühlere Farben (wie Blau) niedrigere Werte anzeigen. Heatmaps werden beispielsweise bei der Analyse von Nutzerverhalten auf Webseiten verwendet, bieten Ihnen aber auch für viele weitere Anwendungsfelder die Möglichkeit, komplexe Datensätze in leicht verständliche visuelle Darstellungen zu wandeln. In Heatmaps können Sie zum Beispiel die unterschiedlichen Nutzungsintensitäten der Infrastruktur darstellen, d.h. wie häufig welche Wege genutzt werden. Als Datengrundlage für eine Heatmap ist eine Aufzeichnung / ein Tracking der Aktivitäten notwendig. Dazu können Sensoren stationär an dem Wegesystem in Form von Zählgeräten angebracht oder mobil als Tracker mitgeführt werden. 
Screenshot einer Heatmap von STRAVA zur Nutzungsintensität der Sportart Spaziergang auf dem Hirschberg im Landkreis Miesbach. (Quelle: STRAVA)
Wir haben in allen Projektgebieten Besucherzählungen mit Sensoren durchgeführt (siehe Abschnitt 6.5). Wir konnten auf zwei bis fünf Zählgeräte je Region zurückgreifen. Damit konnten wir für ausgewählte Wegabschnitte eine Aussage über Zeitraum und Häufigkeit von Aktivitäten treffen. Woher bzw. wohin die Personen vor oder nach dem Zählgerät gegangen oder gefahren sind, können wir natürlich nicht sagen. 
Um ein besseres Bild über die tatsächlichen Bewegungsmuster und die eingeschlagenen Wege zu erhalten, können Sie Erholungssuchende mit GPS-Trackern ausstatten, die sie bei ihren Aktivitäten mitführen. Die GPS-Tracker ermitteln regelmäßig die Koordinaten und speichern diese. Die GPS-Tracker können dann wie ein USB-Stick ausgelesen und die Bewegungen als GPX-Tracks in ein GIS-Programm (wir haben QGIS verwendet) übertragen werden. 
Im Projekt wurden GPS-Tracker in Freiburg und im Landkreis Miesbach eingesetzt. 
Insgesamt hat sich das Handling mit den GPS-Trackern jedoch als aufwendig und im Ergebnis wenig befriedigend herausgestellt. Die Ausgabe der Tracker, das Unterschreiben der Freigabe der Daten sowie das Einsammeln der Tracker und Übertragen der Daten waren mit viel Aufwand verbunden. Zudem war die Qualität der Daten teilweise aufgrund von Messfehlern der Positionen so schlecht, dass die Tracks nicht verwendet werden konnten. Daher haben wir den Einsatz mit den GPS-Trackern nicht weiter verfolgt. 
Gleichzeitig reifte die Annahme, dass Handys, Fitnesstracker oder Sportuhren deutlich bessere Daten liefern müssten, die über Outdoor- oder Sport-Apps gespeichert werden. Wir haben uns hierzu verschiedene gängige Outdoor-Apps angesehen und versucht, die Nutzungsdaten der Wege als Heatmaps oder auch als Rohdaten zu bekommen. Während der Projektlaufzeit (2022-2025) bot lediglich die Outdoor-App STRAVA eine umfangreiche Darstellungsmöglichkeit von Heatmaps. Die App visualisiert über Heatmaps die Bewegungsprofile verschiedener Sportarten.
Screenshot einer Heatmap in STRAVA zur Skitourenaktivität auf dem Hirschberg. (Quelle: STRAVA)
Für den Landkreis Miesbach haben wir in der STRAVA-App die Heatmaps für die Sportart Skitouren angesehen. Uns ist aufgefallen, dass es eine starke Konzentration der verschiedenen Nutzungsprofile auf das Wegenetz gibt. Lediglich unterhalb des Vorgipfels des Hirschbergs unterscheiden sich die Routen stark voneinander. Wir wollten wissen, ob sich dieses Bild auch bei anderen Sportarten zeigt. 
Nachdem wir uns eingehend die jeweiligen Heatmaps der Sportarten Wandern, Laufen, Spazieren, Radfahren, Mountainbiken und Skitouren angesehen hatten, konnten wir feststellen, dass über alle Sportarten überwiegend eine starke Wegetreue gegeben ist, d.h. die Nutzenden auf den Wegen bleiben. Lediglich bei der Sportart Skitouren gliedern sich die Touren unterhalb des Vorgipfels stark auf. Bei einer Kontrolle vor Ort haben wir festgestellt, dass die Wegführung über den Hirschberg ziemlich klar ist. Jedoch ist im Winter bei Schneelage von rund einem halben Meter der Weg unterhalb des Vorgipfels nicht mehr zu erkennen. Zudem fehlt an dieser Stelle die Beschilderung bzw. ist so lückenhaft, dass sie keine ausreichende Orientierung gibt.  
Im nächsten Schritt haben wir uns angesehen, ob die Touren durch das Wald-Wild-Schongebiet am Hirschberg verlaufen. Das Konzept Wald-Wild-Schongebiet wurde vom Deutschen Alpenverein (DAV) 1995 entwickelt. Der DAV weist unter Einbeziehung relevanter lokaler Akteure Schutzgebiete aus, die im Zeitraum vom 15.12. bis 30.04. nicht betreten oder befahren werden sollen. Damit sollen empfindliche Tierarten und / oder der Wald geschützt werden. Weitere Informationen zu Wald-Wild-Schongebieten vom DAV finden Sie hier.
Für unsere Analyse haben wir die STRAVA-Heatmap für Skitouren in unsere GIS-Karte eingefügt und georeferenziert. Wir konnten so feststellen, dass die Touren nicht das Wald-Wild-Schongebiet verletzt haben. Jedoch verlaufen die Touren durch ein Gebiet, in dem viele Latschenkiefern locker stehen, was damit ein attraktives Habitat für Birkhühner darstellt. Die Erkenntnis war für die beteiligten Akteure neu. Sie wollen sich nun daran machen, die Wegeführung zu verbessern.
Screenshot des GIS-Projektes mit der georeferenzierten STRAVA-Heatmap zu Skitourenaktivitäten auf dem Hirschberg. Die Wald-Wild-Schongebiete sind in Gelb eingezeichnet. (Quelle: STRAVA)
Viele Tourengehende wollen sich naturbewusst verhalten. Die Heatmaps sind eine gute Grundlage, um Raumnutzungsmuster zu erkennen und dienen als Orientierungshilfe für unsere Aufklärungsarbeit und zur Konzeption von naturverträglichen Routenführungen. Gemeinsam mit den Gebietsbetreuer:innen, die wertvolle Erkenntnisse im Gelände gewinnen und in den Dialog treten, können wir den Bergsportler:innen Informationen zur Verfügung stellen, um Ihre Aktivitäten möglichst naturverträglich zu gestalten.
Simon Eisele
DAV Ressort Naturschutz und Kartografie

6.4 Was links und rechts des Wegs zu sehen ist

Wälder gewinnen für Freizeit- und Erholungsaktivitäten an Bedeutung. Der Erholungseffekt von Landschaften wird unter anderem von ästhetischen Aspekten beeinflusst. Dabei hängt die ästhetische Wahrnehmung einerseits von den Erwartungen und Prägungen der Erholungssuchenden ab. Andererseits beeinflussen forstliche Bewirtschaftungsmaßnahmen die landschaftliche Qualität. 
Die ästhetische Qualität von Wanderwegen hängt neben der Wegbeschaffenheit auch von der umgebenden Landschaft und insbesondere von der unmittelbaren Umgebung ab. Um den individuellen Eindruck bei der Begehung eines solchen Weges zu objektivieren, können Sie eine Analyse des Begleitraumes mithilfe von GIS in Angriff nehmen. Sie können Daten, die zu Ihrer Fragestellung und Ihren Bedürfnissen passen, individuell erheben und in das System einspeisen. Am Beispiel des Rothaarsteigs im Hochsauerlandkreis haben wir eine Begleitraumanalyse durchgeführt, um den Einfluss der forstlichen Maßnahmen auf die Landschaftswahrnehmung zu untersuchen.
Durch das Zusammenwirken von Sturmereignissen – vor allem das Orkantief „Friederike“ im Januar 2018 –, extreme Dürren in den Sommern 2018 bis 2020 sowie ein andauernder Borkenkäferbefall, sind enorme Schäden in den Wäldern entstanden, die auch die ästhetische Qualität der Landschaft verändert haben. Kahlschläge, Holzpolter sowie Aufforstungen als Monokultur oder auch Christbaumplantagen sind daher häufig auch direkt entlang des Rothaarsteigs vorzufinden, der 2001 vom Deutschen Wanderinstitut unter anderem aufgrund der landschaftlichen Ästhetik als erster Fernwanderweg Deutschlands als „Premium-Wanderweg“ ausgezeichnet wurde.
Zielsetzung unserer Analyse war es, die aktuelle räumlich-ästhetische Qualität der Landschaft am Rothaarsteig zu erfassen, um im Nachgang diese Analyse mit den landschaftlichen Präferenzen von Wandernden abzugleichen und ein Planungsinstrument zur Hand zu haben. Besonderes Augenmerk lag auf vom Weg aus erkennbaren Auswirkungen von Sturm und Borkenkäfer, vor allem Kahlschläge, aber auch auf Sonderkulturen wie Christbaumplantagen. Mittels GPS haben wir den Weg in Teilabschnitte untergliedert, die besondere Merkmale aufwiesen (Kahlschlag, Holzpolter, Christbaumplantage etc.). Dabei haben wir die Attribute links und rechts des Weges separat erfasst und kartografisch dargestellt.
Screenshot aus der Erhebung der verschiedenen Attribute. (Quelle: Wir im Wald)
Visuelle Darstellung des Wegebegleitraums in einem Geoinformationssystem. (Quelle: Wir im Wald)
Die Datenpunkte aus dem GPS haben wir mit der entsprechenden App auslesen und als GPX-Datei ins GIS überführt. Aus den Punkt- und Liniendaten haben wir dann in einem GIS-Programm aus Darstellungsgründen Polygone gemacht.
Für eine solche Analyse benötigen Sie also lediglich ein handelsübliches GPS, einen Notizblock und ein GIS für die Visualisierung.
Sobald eine entsprechende Darstellung als Karte vorliegt, haben Sie ein Planungswerkzeug, das Sie auch im Dialog mit anderen Konfliktbeteiligten einsetzen können. Die Visualisierung von potenziell störenden Landschaftseingriffen der Forstwirtschaft und die zahlenmäßige Auswertung, wie lang die entsprechenden Wegabschnitte sind, versachlicht die Diskussion.
Checkliste – GIS-Analyse:
1. Ziel und Zielgruppe klären

Was möchte ich herausfinden?
Was möchte ich darstellen?
Nehme ich die Datenauswertung für mich selbst vor oder möchte ich die Ergebnisse präsentieren?
Wem möchte ich die Ergebnisse vorstellen?
2. Datengrundlage
Welche Daten benötige ich?
✓ Wo bekomme ich die Daten her (bestehende Datenbanken/eigene Erhebung)?
Sind die Daten frei verfügbar und verwendbar? Bei wem liegen die Rechte an den Daten?
In welchem Dateiformat liegen die Daten vor? Sind sie kompatibel mit meinem System?
3. Programm wählen
Professionelle, kostenpflichtige Option oder kostenlose, quelloffene Alternative?
✓ Wer kann das Programm bedienen?

6.5 Besucherzählung

Für eine Besucherzählung kommen neben einer manuellen Zählung, die beispielsweise über Strichlisten, Handzählgeräte oder Ticketverkäufe realisiert werden, automatische Zählungen infrage. Man kann die verschiedenen Techniken in mechanische (Drehkreuz), optische (Lichtschranke mit aktivem Infrarot, passiv-infrarot Sensoren, Laser, …) und elektronische (Ultraschall, Druckmatten, Induktionsschleifen) gliedern. Die Auswahl der passenden Zählgeräte richtet sich nach der zu untersuchenden Region, den Kosten sowie Vor- und Nachteilen der verschiedenen Systeme.
Wir haben in allen Projektgebieten Besucherzählungen mit passiv-infrarot Sensoren durchgeführt, die die von Menschen abgegebene Körperwärme registrieren. Die Zählgeräte zeichnen zudem die Bewegungsrichtung und die Uhrzeit der registrierten Bewegung auf. So kann für jede installierte Zählstelle wiedergegeben werden, zu welcher Tages- und Nachtzeit Personen einen bestimmten Weg in welche Richtung genutzt haben. So können Tagesprofile, aber auch Wochen- und Monatsprofile für die Nutzung verschiedener Wege erstellt werden. 
Die Zählgeräte werden mithilfe einer Klemmschelle an einem Baum befestigt. (Quelle: Wir im Wald)
Das Zählgerät in witterungsbeständiger Box. (Quelle: Wir im Wald)
Wir konnten auf zwei bis fünf Zählgeräte zurückgreifen, die wir nacheinander in den verschiedenen Fallregionen eingesetzt haben. Ein großer Vorteil der automatischen Zählgeräte ist, dass wir über einen Zeitraum von mehreren Monaten stundengenaue Profile der Bewegungen an den Zählstellen erfassen konnten. Eine Einschränkung ist, dass wir nur für die ausgewählten Wegabschnitte eine Aussage über Zeitraum und Häufigkeit von Aktivitäten treffen können. Wie weit ein Weg nach der Zählstelle weiter gegangen wurde, welche nächste Abzweigung genommen wurde oder ob die Personen direkt nach dem Zählgerät den Weg verlassen hat, kann mit diesem System nicht erfasst werden (sofern man nicht mehrere Zählgeräte einsetzt). Wir haben im Projekt die Pyro Evo Box von Eco Counter genutzt.
Eine Herausforderung bei der Zählung mit automatischen Zählgeräten besteht darin, Orte auszuwählen, die aussagekräftige Ergebnisse liefern. Zuallererst müssen die Zählpunkte zur spezifischen Fragestellung passen. Sie können das Zählgerät an einem Ort installieren, von dem Sie wissen möchten, wann er begangen wird. Vom technischen Aspekt her sollten Sie beachten, dass die Wegbreite ein bestimmtes Maß nicht überschreiten darf, damit das Zählgerät alle vorbeigehenden Personen noch erfassen kann. Bei den von uns verwendeten Zählgeräten konnte eine Wegbreite von vier Metern abgedeckt werden. Außerdem sollten Sie die Zählgeräte so installieren, dass die zu zählenden Personen nicht auf einem anderen, parallel verlaufenden Weg die Zählstelle umgehen oder umfahren können. Wir haben die Zählstellen mit Fachkundigen aus den Projektregionen abgesprochen. So konnten die Förster*innen, Ranger*innen und andere Expert*innen aus der Gebietsbetreuung ihre Erfahrungen mit der jeweiligen Infrastruktur einbringen. 
Bei der Installation der Zählgeräte muss die Höhe der Sensoren zu der erwarteten Aktivität passen, die gezählt werden soll. Üblicherweise werden die Zählgeräte auf Hüfthöhe angebracht. So können erwachsene Menschen und Kinder gezählt werden. Hunde und andere kleinere Säugetiere werden dabei nicht erfasst. Bei den Zählungen auf dem Hirschberg im Landkreis Miesbach mussten wir von einer Schneelage zwischen einem halben und einem Meter ausgehen. Um die Höhe besser abschätzen zu können, haben wir die Zählgeräte erst nach dem ersten Schneefall installiert.
Die von uns verwendeten Zählgeräte sind handlich. Sensor, Zähleinheit und Stromversorgung sind in einem kompakten, witterungsbeständigen Gehäuse untergebracht.  Dieses Gehäuse kann man mit einer Klemmschelle an einen Baum oder Pfosten montieren. Es ist wichtig, die Zählgeräte gut anzubringen. Die Gebietsbetreuung berichtete davon, dass ihr schon Zählgeräte entwendet wurden.
Wir haben an unseren Zählgeräten Hinweisschilder angebracht. Darin erklären wir das Projekt und wollen so um Verständnis und Akzeptanz werben. Zudem wollen wir die Sorge nehmen, dass die Zählgeräte Bildaufnahmen machen und so die Besucher:innen in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzen könnten. 
Nachdem ein Zählgerät angebracht wurde, musste es noch installiert werden. Dazu braucht man die App des Herstellers. Man verbindet sein Handy via Bluetooth mit dem Zählgerät. Dann kann man mit der Einrichtung der Zählstelle beginnen. Dazu vergibt man einen Namen, legt fest, welche Richtung „IN“ und welche Richtung als „OUT“ bezeichnet werden soll. Üblicherweise ist bergan „IN“. Man macht Bilder der Zählstelle und über das Handy werden die Koordinaten geladen. Alle Informationen werden auf den Hersteller-Server hochgeladen. Besteht keine Verbindung zum Internet, werden die Daten in der App zwischengespeichert und bei nächster Gelegenheit hochgeladen. Dadurch kann man von überall auf die Daten zugreifen, wenn man Zugang zum Internet hat. 
Zählungen in der Natur können beeinflusst werden, beispielsweise durch unterschiedlichen Lichteinfall oder sich bewegende Äste im Hintergrund. Bereits bei der Auswahl der Zählstellen und Installation der Zählgeräte versucht man mögliche Fehlerquellen zu vermeiden. Dennoch kann es sein, dass das Zählgerät zu viel oder zu wenig zählt. Um die Messgenauigkeit der Zählgeräte festzustellen, haben wir die Geräte validiert. Mit der Validierung kontrolliert man, ob die Zählgeräte die Bewegungen in der Nähe korrekt aufzeichnen. Da die Sensoren an den Zählgeräten empfindlich auf unterschiedlichen Lichteinfall reagieren, sollte man die Validierung zu unterschiedlichen Tageszeiten wiederholen. 
Zur Validierung haben wir uns in der Nähe des zu validierenden Zählgerätes aufgehalten und eine Strichliste geführt, in der wir – nach unterschiedlichen Aktivitäten sortiert – die Bewegungen am Zählgerät notiert haben. Hierbei waren Datum und Uhrzeit wichtig, um bei der späteren Auswertung der Daten mögliche Abweichungen zuordnen zu können. Aus den Abweichungen haben wir die Messgenauigkeit herausgelesen und darauf basierend einen Korrekturfaktor errechnet. Mit diesem Korrekturfaktor haben wir die gesamte Zählung dieses Zählgerätes korrigiert. Die Validierung wiederholen Sie für jedes Zählgerät einzeln.
Das Hinweisschild am Zählgerät erklärt unser Anliegen. (Quelle: Wir im Wald)
Während der Projektlaufzeit gab es mehrere Softwareupdates. Durch ein Update wurde die Validierung der Zählgeräte in den Installationsprozess aufgenommen. Dabei wird man wie bei der Installation (s.o.) durch das Programm geleitet. Man geht dann fünf- bis zehnmal an der Zählschranke vorbei und zählt mit. Gleichzeitig kontrolliert man auf dem Smartphone, das mit dem Zählgerät verbunden ist, ob das Passieren der Zählschranke auch registriert wurde. Wenn die Zählungen nicht genau genug sind, kann man das Gerät neu ausrichten und damit versuchen, die Messgenauigkeit zu verbessern.
Die von uns verwendeten Pyro Evo Box von Eco Counter speichern in der von uns verwendeten Variante die registrierten Aktivitäten mit Datum und Uhrzeit. Die Daten können mittels Bluetooth auf ein Handy übertragen und dann bei der nächsten Verbindung zum Internet auf den Server des Anbieters geladen werden. 
In jeder Projektregion sind wir einer spezifischen Fragestellung nachgegangen. Auf dem Hirschberg im Landkreis Miesbach wollten wir herausfinden, in welchen Regionen wie viel Aktivität stattfindet, zu welchen Zeiten Personen unterwegs sind und ob gesperrte Bereiche betreten werden. Auf dem Hirschberg gibt es ein bedrohtes Vorkommen von Birkhühnern. Birkwild hält keinen Winterschlaf. Um im Winter Energie zu sparen, überwintert es in Schneehöhlen. Für die Nahrungsaufnahme kommt das Birkwild üblicherweise in den Dämmerungsstunden aus dem Versteck. Genau dann reagiert es besonders empfindlich auf Störungen, beispielsweise durch Skitourengehende oder Winterwandernde. Daher sollte man seine Aktivitäten auf die Zeit zwischen 10.00 und 16.00 Uhr beschränken. 
Um das Birkwild auf dem Hirschberg zu schützen, wurde im Jahr 2015 dort ein Wald-Wild-Schongebiet ausgewiesen. Als Kompromiss mit der Outdoor- und Sport- Community wurde eine Passage zwischen Vorgipfel und Hauptgipfel ausgespart. Diese Passage soll nur tagsüber (10.00 – 16.00 Uhr) begangen werden. 
Seit 2015 ist auf dem Hirschberg im Landkreis Miesbach ein Wald-Wild-Schongebiet. (Quelle: DAV)
Übersicht der Zählstellen am Hirschberg in der Zeit von Dezember 2024 bis März 2025 mit eco-visio. (Quelle: eco-visio)
Für uns war es daher interessant herauszufinden, wann die Passage zwischen Gipfel und Vorgipfel begangen wird und ob die Aufstiegsroute durch das Wald-Wild-Schongebiet im Winter genutzt wird.
Die Auswertung der Zählstellen zeigt, dass alle Zählgeräte Aktivitäten aufgezeichnet haben. Vor allem kann man auch feststellen, dass die Gipfelpassage häufig begangen und dass auch das Wald-Wild-Schongebiet betreten wird. 
Die Auswertung der Tages- und Stundenprofile zeigt die Verteilung der Aktivitäten über die Woche bzw. gemittelt über den Tag. An allen Zählstellen ist erwartungsgemäß am Wochenende am meisten los. Jedoch sind auch überall tagsüber Wandernde oder Skitourengehende unterwegs. Die Stundenprofile zeigen zudem einen Fokus auf die Mittagszeit. Die Wanderung auf den Hirschberg ist damit in dem betrachteten Zeitraum keine klassische Feierabendtour. Dennoch kann man ganz klar herauslesen, dass sowohl vor 10.00 Uhr als auch nach 16.00 Uhr Personen an der Gipfelpassage unterwegs sind und sich damit nicht an die (freiwilligen) Vorgaben des Wald-Wild-Schongebiets halten. 
Auswertung der Zählstellen am Hirschberg im Winter 2024/2025 mit eco-visio. (Quelle: eco-visio)
Tagesprofile der Aktivitäten an den Zählstellen am Hirschberg im Winter 2024/2025 mit eco-visio. (Quelle: eco-visio)
Stundenprofile der Aktivitäten an den Zählstellen am Hirschberg im Winter 2024/2025 mit eco-visio. (Quelle: eco-visio)
Checkliste – Besucherzählung:
1. Ziel und Zielgruppe klären
Was möchte ich herausfinden?
Welchen Bereich möchte ich untersuchen?
Welche Nutzergruppe möchte ich untersuchen?
2. Zählungen / Zählgeräte
Welche Daten benötige ich?
Wie viel Ressourcen (Zeit und Geld) stehen zur Verfügung?
Welcher Zeitraum soll betrachtet werden?
Sollen manuelle oder automatische Zählungen durchgeführt werden?
Welche Technik soll zum Einsatz kommen (resultiert häufig aus Einsatzort und Fragestellung)?
3. Aufhängen der Zählgeräte
Was möchte ich herausfinden?
Welchen Bereich möchte ich untersuchen?
Wo kann und wo darf ich Zählgeräte anbringen?
4. Datenauswertung
Welche Daten benötige ich?
Nehme ich die Datenauswertung für mich selbst vor oder möchte ich die Ergebnisse präsentieren?
Wem möchte ich die Ergebnisse vorstellen?

6.6 Weiterführende Literatur

Datenquellen: Jedes Bundesland stellt mit einem Geoportal eine eigene Plattform zur Verfügung, um Geodaten wie Amtliches Liegenschaftskataster, Informationssystem ALKIS, digitale Orthofotos und andere amtliche Daten zu beziehen. Viele dieser Daten sind als Open Data frei zugänglich und kostenlos.
Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG): Das BKG ist eine zentrale Quelle für Geodaten des Bundes und bietet ebenfalls Datenprodukte und Informationen zum Download an, oft über spezielle Portale. https://www.bkg.bund.de/DE/Home/home.html 
Open Data Portal der Bundesregierung (GovData): Diese Plattform sammelt und verlinkt Open Data aus verschiedenen Behörden, einschließlich Geodaten. https://www.govdata.de/ 
QGIS Tutorials und Tipps:
Sammlung vieler hilfreicher Tutorials und Tipps zum Umgang mit QGIS; knappe Beschreibungen mit anschaulichen Screenshots (in Englisch) unter https://www.qgistutorials.com/en/ 
Evaluierung eines Besucherzählgerätes mit pyro-elektrischem Sensor: Kahler, Albert (2011) https://epub.boku.ac.at/obvbokhs/content/titleinfo/1127554 
Pyro Evo Box von Eco Counter: www.eco-counter.com/produits/pyro-personenzaehler/pyro-box-evo-urban/
Operating Performance of Passive Infrared Counters Under Different Seasons Masterarbeit an der University of Manitoba, Winnipeg: 
Nytepchuk, Johanna (2015) https://mspace.lib.umanitoba.ca/server/api/core/bitstreams/ba4d312a-7612-45a9-a12d-fa34b4a574c0/content 
State-of-the-Art Approaches to Bicycle and Pedestrian Counters NCDOT Research Project No. RP 2020-39:
Erol Ozan et. al. (2021) https://connect.ncdot.gov/projects/research/RNAProjDocs/RP2020-39%20Final%20Report.pdf 
Wald-Wild-Schongebiete Schutzgebiete des DAV: https://shorturl.at/lyb0i