Wichtig ist als Erstes, dass Sie wissen, welche Informationen die Debatte voranbringen könnten. Nehmen wir beispielsweise an, im Wald bleibt zu viel Müll liegen. Sie möchten besprechen, woran das liegt und was man dagegen tun kann, und laden zu einem Waldspaziergang ein. In den Gesprächen stellen Sie fest, dass die Ursachen vielfältig sind und es kein Patentrezept gegen das Müllabladen gibt. Ihre Schlussfolgerung lautet: Man muss die verschiedenen Quellen des Mülls einzeln betrachten. Also versuchen Sie, in der Debatte zu differenzieren und nicht alle Beteiligten über einen Kamm zu scheren. Sie haben beim Waldspaziergang verschiedene Tipps mitgeschrieben, die für unterschiedliche Nutzergruppen relevant sein könnten, und möchten nun herausfinden, wie die jeweiligen Nutzergruppen darauf reagieren. Nehmen sie die Ratschläge an oder finden sie den Tonfall unangemessen, haben sie Fragen oder weitere Vorschläge?
Sie überlegen sich folgenden Plan: Sie schreiben einen Beitrag für die Website Ihrer Einrichtung, erläutern dort die Problematik und listen die Ratschläge auf – getrennt nach Nutzergruppen. Ein Teil richtet sich an Jugendliche, die im Wald feiern möchten, ein anderer an Anwohnerinnen und Anwohner, die ihre Gartenabfälle entsorgen müssen. Ein weiterer ist für Touristinnen und Touristen, die ein Picknick im Wald planen, und einer für Anglerinnen und Angler, die einen Abend am Waldsee verbringen. Da Sie davon ausgehen, dass kaum jemand aus diesen Gruppen Ihre Website besucht, koppeln Sie einzelne Teile aus Ihrem Beitrag aus und spielen sie in anderen Kanälen aus: Sie nehmen drei Tipps für Jugendliche, kombinieren die knapp formulierten Aussagen mit einem passenden Foto und gestalten daraus eine Bildkachel für den Instagram-Kanal des örtlichen Jugendzentrums (siehe zu Social Media auch Kapitel 5). Die anderen Gruppen erreichen Sie mit gekürzten Versionen Ihres Website-Textes über das Gemeindeblatt, die Mitgliederzeitschrift des Angelvereins und ein Faltblatt, das in den örtlichen Hotels ausgelegt wird. Für das Faltblatt nutzen Sie die Design-Vorlage eines digitalen Anbieters wie Canva, sodass Sie nur die Texte und Bilder einfügen müssen.
Über QR-Codes oder Links laden Sie Ihr Publikum zum Feedback ein (siehe dazu auch Abschnitt 4.4), und diese Rückmeldungen bieten Stoff für die nächste Diskussionsrunde – oder, falls die nächste Veranstaltung noch in weiter Ferne ist, Stoff für einen zusammenfassenden Artikel auf der Website Ihrer Einrichtung. Dort können Sie die interessantesten Reaktionen zitieren, verlinken oder einbetten. Auf diese Zusammenfassung können sich Andere in ihren folgenden Diskussionsbeiträgen stützen.
Gedanken machen sollten Sie sich über Ihre Rolle in diesem Austausch. Wenn Sie bestimmte Interessen vertreten, sollten diese ebenso sichtbar werden wie Ihr Ziel: Möchten Sie die Ursachen eines Konflikts untersuchen, Gräben zwischen den Konfliktparteien überbrücken oder in einer ausweglos erscheinenden Situation kreative Lösungsideen finden? Sehen Sie sich als neutrale Unterstützung in diesem Prozess oder wünschen Sie sich ein bestimmtes Ergebnis? Je deutlicher Sie Partei sind in einem Konflikt, desto schwieriger wird es für Sie sein, die Debatte zu moderieren oder digital zusammenzuführen.